Wyoming = wunderschön

Wyoming ist und bleibt wunderschön. Die Landschaft ist sensationell und bietet mit ihren Wäldern, Bergen, Flüssen und Seen so viele Möglichkeiten. Obwohl das Klima teilweise rau ist, ist es doch nahezu ein perfekter Sommer für uns: tagsüber geht es auf 25 – 30° C hoch, in der Nacht kühlt es wieder auf 5°C runter. Dazu kommen manchmal ein angenehmer Wind und insgesamt wenig Regen. 

In der letzten Zeit stehe ich gegen 4 Uhr morgens auf, sitze an unserem großen Fenster und arbeite. Dabei sehe ich zu wie langsam der Tag anbricht: die Hirsche und die Pronghorns (eine Art Antilope) ziehen vor unserem Camper her, der Nebel verzieht sich und die Sonne geht auf. Dabei ist es fast mucksmäuschenstill und ich genieße diese Momente sehr. Irgendwann duftet es dann nach Kaffee und der Rest der Familie wird wach.

Zusammen mit Rob, einer weiteren guten Seele der „Rim Station Family“ und heute unser Steuermann, machen wir einen Rafting Ausflug auf dem Snake River. Bepackt mit Drinks und Snacks setzen wir das Boot ins Wasser und bereiten uns auf ein lustiges und nasses Erlebnis vor. Wir sind insgesamt zu acht und dümpeln zu Beginn entlang des Flusses in einer traumhaften Kulisse. 

Dann geht es los und die ersten Strudel, Strömungen und „Abfahrten“ kommen. Rob scheint jeden Stein in dem Fluss zu kennen und so fühlen wir uns alle sicher und haben großen Spaß. Die Kinder werden immer mutiger und sitzen mit Cooper ganz vorne im Boot – da wird man natürlich am meisten nass. 

Immer wieder halten wir an verschiedenen Stellen, baden im Fluss, klettern in die Wasserfälle hinein oder so manch einer springt von den Klippen. Und hier verdient sich Conny meinen größten Respekt: zwar mit klopfendem Herzen, aber ziemlich lässig springt sie von der höchsten Klippe (ca. 9 Meter) ins Wasser. Boah, was ein Erlebnis und hier ist der Beweis zu diesem erfrischenden Erlebnis: 

Und wo wir schon bei Wasser sind: der kleine Strand am Fremont Lake (ein Gletschersee in Pinedale) bietet fast schon ein kurzzeitiges Mittelmeer-Flair. Natürlich werden Sandburgen gebaut, Fische gefangen und im Wasser geplanscht. Kinder, Wasser und Sand ist doch immer wieder eine unschlagbare Kombination.

Über Conny´s Geburtstag fahren wir dann nach Ogden, Utah in ein gemietetes Haus. Wir verbringen ein paar schöne Tage hier und lassen es uns mit feinem Essen und leckeren Drinks gut gehen. Die Stadt macht einen sehr hübschen und netten Eindruck und so bummeln wir bei 36°C durch die Straßen. Viele Western Filme wurden und werden hier produziert, darunter auch ein Teil von „Yellowstone“.

Zum Reinfeiern sitzen wir dann um Mitternacht unter Utah´s Sternenhimmel mit dem passenden Drink im Pool und ich trällere ein „Happy Birthday“. Später gibt es dann eine Torte, ein leckeres Geburtstagsessen, ein paar süße Geschenke von den Kindern und bei alledem macht die Barbei dabei Sport. Was für ein schöner Ausflug und Geburtstag!

Zurück an der Rim Station beginnen meine letzten Arbeitstage und wir genießen noch einmal alles: die Gegend, die Bücherei mit ihren Events und das Wetter. Mit all den bekannten Gesichtern gibt es einen Whisky hier und ein Gespräch dort.

Zusammen mit Kate reiten wir dann auf „Hook“ und „Billy“ durch Wyomings Landschaft und daran könnte ich mich gewöhnen. Mit den Pferden kommen wir in Ecken, wo kein Offroad Fahrzeug mehr hinkommt und so reiten wir durch einen kleinen Bach, die Hügel rauf und runter und zwischen Bäumen hindurch. Es macht süchtig und mit der Zeit versteht mein Billy immer besser, was ich eigentlich von ihm will. 

In Kate´s Arena werden die Kinder und Conny dann auch immer mutiger und probieren sich im eigenständigen Reiten. Unser Cowboy Mailo hält da ziemlich selbstsicher die Zügel in der Hand und lenkt das Pferd fast so, als hätte er nicht viel anderes im Leben gemacht. Kate ist die beste Pferdeflüsterin und beobachtet das ganze sehr genau. Sie kann jede Bewegung der Pferde deuten und gibt allen ein gutes Gefühl.

Am Ende zeigt sie uns dann, was sie kann und gibt fast Vollgas mit ihrer „Hook“. Das staubt nicht nur, sondern sieht auch fantastisch aus. 

Zu meinem Geburtstag verwandeln wir die Rim Station in eine Party Station. Mein Wunsch mit all unseren Freunden der letzten 10 Wochen zu feiern, geht in Erfüllung. Mit Musik, einer lustigen Fotobox, bunten Lichtern und vielen Gästen haben wir eine super Zeit. Fast jeder hat etwas zu Essen mitgebracht und Kate & Conny backen einen Apfelstrudel-Geburtstagskuchen. Von Angie, meiner Arbeitskollegin bekomme ich sogar ein Geschenk mit deutscher Botschaft 😉 

In der letzten Zeit habe ich so viele verschiedene Menschen kennengelernt, darunter einen Cowboy, einen Mechaniker, einen Chefkoch, einen Helfer, einen Arbeitgeber aber vor allem einen ganz besonderen Freund – Brent. Er hat nicht nur die Geburtstagsparty möglich gemacht, sondern uns einen perfekten Sommer geschenkt. Wir haben seinen besten Stellplatz für unseren Camper bekommen und dazu jeden Tag ein Lachen. Das ist und bleibt unvergesslich und ich hoffe so sehr, dass ich auch in Zukunft Zeit mit ihm und seiner wunderbaren Familie verbringen werde!

In den letzten Wochen hat sich Vieles um „The Sanctuary“ gedreht. Ich durfte über den Traum von Melinda und Jason Moyes, ein außergewöhnliches Therapiezentrum in den Bergen Wyomings zu errichten, einen Film drehen. Mit großer Freude habe ich diese Aufgabe übernommen und zusammen mit einem Team geplant, dann gedreht und geschnitten. Nun ist der Film nahezu fertig und wird in großer Runde gebührend präsentiert. Es ist nicht nur ein großartiges Projekt von den Gründern und Impulsgebern, sondern auch ein starkes Team, das hinter den beiden steht. Die Premiere ist intensiv, berührend und fast wie immer: ein wunderbarer Abschluss eines Filmprojekts. Im nächsten Post werden wir den Film auch hier zeigen, damit ihr dann alle wisst, worüber wir hier eigentlich reden.

Nun beenden wir aber nicht nur ein Filmprojekt, sondern verabschieden uns auch von der Rim Station, all unseren neuen Freunden und von einem Ort, der uns die letzten 10 Wochen so viele intensive Erlebnisse geboten hat. Es ist ein Abschied, der vor allem mir schwer, wie Blei vorkommt… Damit wir aber auch das Wyoming des Winters kennen lernen können, beschließen wir bereits jetzt zu einem „White Christmas“ zurückzukehren. So fällt allen der Abschied nicht ganz so schwer und bietet gleichzeitig eine schöne Perspektive.

Unser Weg wird uns ab jetzt durch Montana, Idaho und Washington bis nach Kanada führen. Dort warten bereits die nächsten Abenteuer auf uns und gleichzeitig wird es ein „back to the roots“ werden – denn in Vancouver hat 2015 alles angefangen.