Ein rollendes Zuhause

Auf unserer vielleicht letzten Reise mit dem kanadischen Wohnwagen übernachten wir eigentlich zum ersten Mal so richtig in der Natur. Abends ist es so laut, dass man sein eigenes Wort in dem Urwald kaum versteht – so alles Mögliche wohnt hier in den Bäumen und im Unterholz und wir sind mittendrin. Trotzdem ist es wunderschön und lecker!

Nach einigen Tagen kommen wir an unserem Ziel, dem Wohnmobilhändler, an und rollen auf den Hof. Bereits über das Telefon habe ich einen, nein „meinen“ Traumwohnwagen gekauft und angezahlt – ohne ihn vorher gesehen zu haben.

Kleiner Exkurs: in den letzten 2 Jahren habe ich mich sehr viel mit den verschiedenen Herstellern und Grundrissen beschäftigt, recherchiert und auch auf der Reise 2022 einige Modelle angeschaut. Dementsprechend hatte ich eine sehr klare Vorstellung, von dem was uns erwartet.

Vor Ort werfen wir also einen ersten Blick auf unser zukünftiges Zuhause und sind beeindruckt. Der neue Anhänger befindet sich bereits in der Inspektion für die Auslieferung, in der alle eventuellen Fehler behoben werden sollen. Darauf kommen wir – ihr ahnt es bereits – natürlich später noch einmal zurück.

Nach einem erfolgreichen Start beim Händler hakt es jetzt aber wieder an der Inzahlungnahme des kanadischen Trailers und dem Geldtransfer der deutschen Bank. Alles dauert, mir persönlich zu lange. Wir verbringen die Tage in der Natur und campen in einem tollen Park. Grillen im Regen inklusive.

Irgendwann scheint sich dann ein großer Teil zu fügen und wir vereinbaren die Schlüsselübergabe. Nachdem die „Buyers Order“ unterzeichnet ist (ich glaube ich habe 17 Unterschriften geleistet) bekommen wir eine Demo des neuen Wohnwagens und testen anschließend alles auf Herz und Nieren. Wir dürfen einige Tage beim Händler auf dem Hof übernachten und haben tatsächlich einen entspannten Umzug aus unserem alten Gefährt ins Neue. Und hier ist es:

Bei ungefähr 3-fachem Platz und Stauraum findet nun ein Moment statt, auf den ich so unfassbar lange gewartet habe: wir richten unser neues Zuhause ein. Ein Einkauf bei IKEA darf da natürlich nicht fehlen 😉

Nach einigen Übungsrunden auf dem Hof bekomme ich schnell ein gutes und sicheres Gefühl für das Fahren mit dem neuen Gespann. Immerhin rollen wir ab jetzt mit knapp 11 Tonnen über den Highway. Irgendwann fahren wir dann vom Hof und machen uns wieder auf in Richtung Atlanta. Ein netter Zwischenstopp führt uns zu einem wunderschönen Campingplatz und angrenzendem Flohmarkt.

Auf mich wartet nun die erste richtige Woche Arbeit mit Postproduktion. Dafür steuern wir für 10 Tage einen Campingplatz an, der sich als wahre Überraschung herausstellen wird: ich finde einen richtigen Arbeitsplatz, die Kinder einen Pool und wir dazu unsere ersten, richtigen Freunde.

Mit Charlie und Lori (den guten Seelen des Campingplatzes) verbringen wir eine tolle Zeit. Soviel Herzlichkeit und Lebensfreude zu erleben fühlt sich für uns alle gut an. Die beiden zeigen uns ihre Kunstarbeiten aus Leder und schließlich dürfen die Kinder ihre eigenen Armbänder erstellen. Nebenbei ist Charlie ein geübter Zauberer und da haben wir beide natürlich viel zu erzählen. Er gibt uns ein paar Einblicke und beeindruckt uns wirklich mit seinen Kartentricks. 

Nebenbei kommt Amazon vorbei und bringt uns weitere Sachen, die noch so fehlen. Dazu können wir die Adresse vom Campingplatz nutzen.

Nach meiner Arbeit oder am Wochenende haben wir Zeit die Gegend zu erkunden und entdecken einen schönen und seltenen! Stadtkern. Wir bummeln durch die netten Lädchen, essen Eis und finden den BBQ Himmel 😉

Ebenso landen wir im Airforce Museum und sind beeindruckt von dem, was es zu sehen gibt. Die Kinder testen die Cockpits der F-100 Jets aus und genießen den Ausflug. Von den Eindrücken inspiriert ist Mailo ab jetzt „Werkstatt-Mann“ und beginnt hier im Camper alles zu reparieren 😉

Nach all den glücklichen Wendungen der letzten Wochen sind wir nun fast am Startpunkt der eigentlichen Reise angelangt. Wenn da nicht noch das Thema mit dem US Führerschein wäre. Vor über 30 Tagen ist unser Antrag irgendwo in der Bürokraten-Wüste verschwunden und der einsehbare Status steht immer noch unverändert auf „in Bearbeitung“. Das macht uns zunehmend ungeduldig, da unsere temporären Zulassungen für den Truck und den neuen Trailer bald ablaufen. Ohne diesen Führerschein geht hier nichts, auch kein Wegfahren aus dem Staat Georgia. Dennoch können wir an dieser Stelle nicht mehr tun als abwarten.

Langweilig wird uns nicht und wir entdecken weiter die Gegend, plaudern mit den Menschen hier und bekommen Tipps. Wir haben wirklich viele, herzliche Gespräche und so oft ergeben sich daraus wieder Gelegenheiten. Die Kinder stauben an jeder Ecke etwas ab, werden angelächelt und sind hier zwei echte blonde Hingucker.

Zum Abschluss also: uns geht es allen gut und wir beginnen die schönen Seiten des Abenteuers zu erahnen.