Eine Schule in der Natur

Wir sind dort angekommen, wovon ich in meinen kühnsten Träumen nicht gewagt habe zu träumen: in der unendlichen Freiheit (oder war es Freizeit?). Der Camper ist geparkt, der Kühlschrank ist voll und der Blick auf den Lake Lanier kündigt den Beginn einer unvergesslichen Reise an.

Nach der langen Wartezeit auf die Unabhängigkeit machen wir einige Tage nur das, wonach uns gerade ist. Die Kinder spielen am See, wir fahren Boot und gehen schwimmen. Dazu gibt es leckeres Essen und Spaziergänge in der Natur.

Dann kommt endlich der Tag, auf den wir und vor allem Juna so lange gewartet haben: die Einschulung. Wir haben einige Sachen und einen Live-Stream für die Familie vorbereitet und pünktlich um 11 Uhr unserer Zeit gehen wir „auf Sendung“.

Juna erlebt eine kleine Zeremonie und darf durch unser selbst gebasteltes Tor „in die Welt der Schule“ gehen. Lehrerin Conny wartet dort schon und dann geht es zur ersten Schulstunde. Wohlbemerkt findet diese mit Blick auf den See bei bestem Wetter statt – nicht der schlechteste Start in die Schule. 

Die Schultüten werden ausgepackt, eine Große für das Schulkind und eine Kleine für unser Vorschulkind. Beide Kinder sind sehr stolz und genießen alles. Der Livestream mit Zuschauern hat alles natürlich noch einmal bedeutungsvoller gemacht.

Wie durch Zufall finden die Kids am Nachmittag im See eine echte Flaschenpost mit einem Teil einer Schatzkarte. Schnell packen wir alle wichtigen Sachen zusammen: Kompass, Schaufel, Wasser und die Schatzkarte und springen in die Boote. 

Tatsächlich müssen wir mehrere Stationen in verschiedenen Himmelsrichtungen anpaddeln und finden jedes Mal einen weiteren Teil der Karte. Schließlich führt sie uns nach „Treasure Island“, einer kleinen einsamen Insel mitten im See und und dort liegt tatsächlich ein echter Schatz vergraben. Wahnsinn – die Kinder können es kaum fassen.

Wir machen einen Ausflug zum Beginn des Appalachian Trails, einem der bekanntesten Wanderwege Nordamerikas durch den gleichnamigen Gebirgszug. 2019 waren wir schon einmal dort und auch heute ist es wieder genauso schön. Wir laufen zusammen zum Wasserfall und erklimmen dann tatsächlich die 600 Stufen nach oben. Auf dem Weg entdecken wir eine Copperhead Viper, eine giftige Schlange in freier Wildbahn. 

Nach dieser spannenden Entdeckung genießen wir den Ausblick ins Tal und verschnaufen. Bei 35 Grad friert jetzt gerade keiner 😉

Zum ersten Mal werfen wir einen Blick auf die Landkarte, denn so langsam können wir eine Route nach Nord-Ost entwerfen. Schnell stellen wir bei der Recherche fest, dass es gar nicht so leicht ist, einen sinnvollen Weg zu finden und ihn vor allem auch mit passenden Campingplätzen zu besetzen. Dort, wo es schön ist, scheinen es auch die Amerikaner zu wissen und es ist nahezu alles ausgebucht. Ein bisschen Erfahrung haben wir durch unsere letzten Reisen, aber durch Corona hat sich auch in den USA sehr viel im Campingsegment geändert. Es ist teurer geworden, die Stornierungsbedingungen (die manchmal essenziell für die Planung sind) haben sich stark verschärft und die Verfügbarkeiten sind sehr gering. 

Die Great Smoky Mountains bilden einen Teil der Appalachen und liegen vor uns. Dieser National Park besticht mit einer tollen Route durch die Berge mit vielen, beeindruckenden Aussichtspunkten und Wanderwegen. 

Um 6 Uhr morgens fahren wir los und rollen in den Sonnenaufgang. Auf der Straße ist es still und die Tierwelt erwacht langsam zum Leben. Die Straße führt uns an so vielen, wunderschönen Ecken vorbei. Immer wieder steigen wir aus und machen kleine Wanderungen.

Nach mittlerweile einigen Tagen und Wochen läuft unsere tägliche Schule super. Schülerin Juna hat viel Spaß und so auch ihre Lehrer. Conny hat den Deutschunterricht übernommen, ich mache Mathe und Geometrie. Wir wechseln uns alle paar Tage immer ab und sind selbst sehr interessiert, wie die Schüler heutzutage das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Wir haben dazu alle Schulbücher von zuhause mitgenommen und haben selbst viele Ideen für den Unterricht. 

Auf einem wunderschönen Campingplatz waren wir bereits 2019 und von damals gibt es ein schönes Bild von Juna und Mailo. Genau 4 Jahre später und an fast exakt der gleichen Stelle sieht es nun so aus:

Mit dieser schönen Erinnerung rollen wir nun langsam mit unserem Zuhause weiter Richtung Norden. Von dort gibt es die nächsten Updates!