Psst, hört doch mal hin… man hört nämlich Nichts. Genau genommen stimmt das nicht ganz, denn draußen hört man immer irgendetwas. Hier klingt es aber nicht nach Stadt oder Action, sondern es klingt nach Natur pur und mittendrin steht unser Camper. Um uns herum singen die Vögel in den Bäumen und die Fische platschen im Wasser. Was hier so herumschwimmt haben wir bereits in zahlreichen Angelausflügen begonnen herauszufinden. Wer aber da in den Bäumen singt, ist eine neue Fragestellung. „Birding“ heißt das Stichwort (ob das wohl Vögeln auf Deutsch heißt? ;-)) und darauf hat uns Ranger Lane gebracht. In einem kleinen Privatkurs hat er uns ein paar spannende Tipps und Tricks gezeigt, wie das mit der Vogelbeobachtung so funktioniert. Ausgestattet mit einem Fernglas und der App „Merlin Bird“ (die gibt es weltweit und wir können sie jetzt empfehlen) legen wir los und marschieren mit Lane durch den Wald. Immer wieder entdeckt er die verschiedensten Vögel und erklärt uns ein bisschen was dazu. Immerhin wissen jetzt Juna und Mailo dass der „Carolina Wrench“ einen Singsang veranstaltet, der wie „Cheeseburger, Cheeseburger, Cheeseburger“ klingt. Vom Sprecht, der Krähe, dem Trällerer und Raubvögeln wie Falken und Habichte können wir nun Lieder singen.



Wir atmen durch im Grünen, genießen das perfekte Campingwetter und verbringen mindestens ein Drittel des Tages draußen: entweder am Angelsteg, in der Hängematte oder im Wald. Dafür haben wir einige versteckte Ecken gefunden, die auf der Landkarte erst nicht zu erkennen waren. Die „National Forests“ liegen oft abseits der Routen und entpuppen sich meist als kleine Campingparadiese. Es ist wenig los, sie sind manchmal direkt am See gelegen und haben meist sehr faire Preise. Uns gefällt es, längere Zeit an einem Ort zu sein und uns ein schönes Lager zu bauen.





Während eines Waldausfluges machen wir eine beeindruckende Entdeckung und stellen fest, dass die Natur stärker als der Mensch sein kann. Hier stand nämlich mal eine Munitionsfabrik, in der in erster Linie TNT hergestellt wurde. Um 1945 wurde sie dann geschlossen und bis auf ihre Grundmauern zurückgebaut. Den Stahlbeton konnte (oder wollte man) nicht entfernen und so stehen heute noch die Stützen der Hochbehälter für diverse säurehaltige Substanzen. Um eben diese haben sich im Laufe der Zeit die Bäume und Sträucher herumgewachsen und strotzen nun vor Stolz.





Wenn es denn mal regnet, hat Conny immer die passende Bastel- oder Experimente-Beschäftigung parat. Ob es ein „Filzstiftregenbogen“, ein Stickbild oder die netten Hampelmännchen aus der Bärenpresse sind – für jeden ist etwas dabei. So wird geklebt, gemalt, geschnitten und geflochten.








Unser Haus rollt nun seit über 10 Monaten mit uns durchs Land und noch immer ist es das perfekte Gefährt für unsere Bedürfnisse. Die Zeit sieht man ihm aber bereits an und so einige Stellen müssen neben der allgemeinen Wartung repariert werden. Noch läuft unsere Garantie und so steuern wir einen Vertragshändler mit Serviceabteilung in Louisiana an, der die Reparaturen übernehmen wird. Nach der ersten Inspizierung werden neue Teile bestellt und innerhalb von 3 Tagen alles repariert. Alles läuft problemlos und tatsächlich auf Garantie – wir sind begeistert.

Frisch repariert waschen wir den Camper gründlich von innen und außen, hegen und pflegen ihn und genießen wieder Camping.





Nach einem Ausflug auf eine Truckwaage wird unsere Vermutung wahr, dass wir uns nah am Limit der Zuladungsgrenze befinden. In 10 Monaten sammelt sich so einiges an und jeder hat da seine Prioritäten. So stellt sich langsam die Frage: „was brauchen wir denn wirklich?“ Die Antwort ist relativ einfach: „ziemlich viel Zeug“. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Kinder jeweils nur eine einzige Schublade haben, in der sich ihre persönlichen Sachen befinden relativiert sich die Frage schnell. Wie viele Kisten haben wir damals in Bochum aus der Wohnung und dem Keller geschleppt… Jetzt, auf knapp 40qm verteilt es sich eben etwas anders.
Nun aber zu unserem Titel des Blogs: „Die Fritteusen-Debatte“. Mittlerweile müssen wir über jedes Teil, was angeschafft wird nachdenken. Oder diskutieren. Natürlich sage ich das eine Fritteuse nicht nur lebenswichtig, sondern hier auch Kulturgut ist. Conny ist anderer Meinung, kann sich aber schon jetzt die knusprigen Pommes an nahezu jedem Ort vorstellen. Also liefert Amazon das heilige Gerät an die Packstation. Wir laufen währenddessen im Einkaufsladen an Meterlangen Kühlregalen vorbei, die alles entweder für die Mikrowelle oder die Fritteuse bieten. Nur das jetzt hier kein falscher Eindruck entsteht – hier ein Auszug aus einer durchaus abwechslungsreichen Küche.






Natürlich sind wir am Ende alle happy mit dem neuen Gerät. Stellt man sich noch einmal die Frage: „was brauchen wir denn wirklich?“, dann heißt es: „ja, eine Fritteuse gehört dazu“ 😉
Zum Abschluss wird es nochmal sportlich und unser „Great Unknown“ zeigt uns sehr plötzlich eine neue Seite auf. Seit einiger Zeit fahren wir durch Texas und finden großen Gefallen an diesem Staat. Während einer Fahrt zum nächsten Stopp braut sich aber erst ein Unwetter zusammen. Ich stelle bereits beim Fahren einen extrem starken Seitenwind fest, der später dann mit einem unglaublichen Regen zusammengeht. Die Straßen werden teilweise überflutet, das Handynetz bricht zusammen und der Strom fällt flächendeckend aus. Wir fahren durch zwei Städte, die vollständig im Dunkel untergehen (nicht mal das goldene „M“ leuchtet mehr und das will hier echt was heißen). Überall liegen Äste herum und im schlimmsten Gewitter kommen wir auf einem State Park mitten im Wald an. Die Blitze leuchten uns den Weg zu unserem Stellplatz, aber langsam hört der Spaß auf. Wir bleiben im Auto sitzen und hoffen auf Besserung. Da unser Einparkmanöver nicht zu bewältigen ist, rollen wir ein Stück weiter und just in dem Moment kracht ein Baum exakt an die Stelle, an der wir wenige Sekunden vorher noch standen. Jetzt gibt es kein Vor und Zurück mehr, denn der Baum liegt quer über Straße. Zum ersten Mal auf dieser Reise bekomme ich ein mulmiges Gefühl, denn Niemand ist erreichbar und mittlerweile ballern walnussgroße Hagelkörner auf unser Auto ein. Tatsächlich kommt irgendwann aus dem Nichts ein Ranger und beginnt den Baum, mitten im Gewitter, zu zersägen. Nach drei Stunden im Auto ist das schlimmste dann überstanden, wir rollen nur noch auf einen Parkplatz und schlafen mitten auf dem Feld. Zu viert kuscheln wir uns in ein Bett und schlafen nach dieser ganzen Aufregung schnell ein.



Am nächsten Morgen schauen wir uns das Chaos in Ruhe an. Das Unwetter hat den Wald ordentlich verwüstet, für die meisten Texaner war das eine mehr oder weniger gewöhnliche Nacht – für uns war es eine kribbelige Neuheit. Der Wetterbericht kündigt bereits die nächsten Stürme an und wir beschließen die direkte Planänderung: Weiterfahrt in sichere Gegenden. Die „Tornado Alley“ beginnt genau hier und hat gestern ihrem Namen alle Ehre gemacht. Wenige Kilometer entfernt gab es tatsächlich einige Tornados. Wir entfliehen dieser Schneise, in der die sogenannten Superzellen besonders oft im Frühling auftreten.



Die Ruhe und den Frieden finden wir dann alle im Erdbeerfeld wieder. Zwei gute Pflücker und noch viel bessere Probierer laufen glücklich mit ihren Eimerchen von Reihe zu Reihe. Am Ende füttern wir noch die Koi´s auf der kleinen Farm und ziehen weiter Richtung Nord-West.







Jetzt, wo wir wieder sicher und tiefenentspannt sind, noch ein kleiner Bilderbogen der letzten Tage aus Texas. Wir sehen und hören uns in Colorado wieder!









