See you later, Alligator

Der Alligator, ein echtes Urzeitvieh. Es könnte fast schon Markenzeichen Floridas sein, so oft wie es auf Warnschildern und Postkarten auftaucht. Den Beweis für deren Existenz haben wir bislang aber nicht erhalten, obwohl wir nun schon eine ganze Zeit in diesem Staat unterwegs sind. Das ändert sich aber schlagartig, da wir in einem Wildlife Gebiet unterwegs sind. Es ist eine wunderschöne Gegend hier und – wie so oft – durchzogen von Flüsschen, Seen und einer Sumpflandschaft. Irgendwann entdecken Connys Adleraugen den ersten Alligator, der sich zum Sonnen ans Ufer gelegt hat. Danach sichtet Juna den Nächsten. In Summe entdecken wir so dann 13 Alligatoren, die mal kleiner aber auch mal größer (ca. 3,5 Meter) sind. Beeindruckend!

Wir erkunden die Bucht von „Apalachicola“, einem von viel Wasser durchzogenen Küstengebiet. Die vorgelagerten Inseln bilden eine Art Schutzwall um die Bucht und durch die vielen Flüsse, die hier ins Meer münden ergeben sich 3 Wasserzonen: Süßwasser von den Flüssen, danach ein Süß-Salzwasser-Gemisch in der Bucht und schließlich der Golf von Mexiko mit reinem Salzwasser. Es ist ein Paradies für Fische, die besonders in der mittleren Zone einen geschützten Bereich für ihren Nachwuchs haben. Ebenso wimmelt es aber auch von anderen Wasser- und Küstenbewohnern, die hier gut zu futtern finden. Wir beobachten die Reiher, Seeschlangen oder auch einen Bussard, der sich einen Fisch geholt hat.

Und warum wissen wir das alles so genau? Ein interessantes Museum über die ganze Ecke klärt uns mit einem großen Praxisanteil darüber auf. Die Kinder nehmen viel davon mit, probieren aus und erkunden! 

In den nächsten Tagen und Wochen erleben wir ein Inselfeeling und freuen uns über unseren Stellplatz auf einem unserer Lieblingsspots: St. George Island. Der Campingplatz befindet sich am Ende der Insel und ist mit dem exklusivem Naturstrand für alle Besucher des State Parks ein besonderer Ort. In der Vergangenheit waren wir bereits 2-mal hier und haben auch deshalb vor über einem Jahr diesen Platz gebucht. Mit buntem Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen wachen wir ab jetzt die nächsten 10 Tage hier auf…

… und sehen, wie die Sonne auf der anderen Inselseite wieder untergeht.

Wenn es das Wetter zulässt, verbringen wir natürlich Zeit am Strand und üben uns im Muschelsammeln oder als Sandburgen-Architekten. Der E-Book Reader ist zurzeit mein treuer Begleiter und so lässt es sich auch mal im Sand in der Horizontalen sehr gut aushalten.

Zum Glück ohne Camper, aber mit einem Einkauf voller frischer Lebensmittel geht uns ein Reifen des Trucks völlig unerwartet kaputt. Ich fahre rechts ran und stelle fest, dass das Gummi um das Reifenventil porös ist und die Luft entweicht. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn es ist ein heißer Tag und die Kühltaschen halten nicht ewig. Für den aufwendigen Reifenwechsel bei so einem schweren Fahrzeug bleibt vorerst keine Zeit. Also finde ich wieder einen netten Kollegen, der die Einkäufe mitsamt der Familie in seinem Truck zu uns „nach Hause“ fährt. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit mit Ruhe und Bedacht um den Reifenwechsel und folge – nassgeschwitzt – einige Zeit später den anderen auf dem Ersatzrad.

Unser tägliches Schulprogramm läuft super und bereitet allen weiterhin Freude. Dass unser Klassenzimmer fast jeden Tag an einem anderen Ort ist, macht die Sache noch unterhaltsamer. Mailo ist mittlerweile unser „offizielles“ Vorschulkind und hat sein eigenes Lehrbuch erhalten. Darin arbeitet er motiviert und ist so stolz, dass er jetzt mit seiner großen Schwester zur Schule geht. Während Conny und Mailo Vorschule machen, lernen Juna und ich die Uhr lesen oder rechnen mit Euros um die Wette. Das Beste ist, dass ich ab jetzt immer wieder Aufgaben von ihr bekomme und lösen muss. Hier mal ein Beispiel!

Das aufsehenerregendste Klassenzimmer für Juna und mich befindet sich mitten im Shop der Autowerkstatt. Während nämlich unser Truck und Reifen repariert wird, sitzen wir mittendrin und beschäftigen uns mit Sachrechnen – alle anderen gucken begeistert, keiner kann uns folgen 😉

Ein nettes Örtchen heißt „Apalachicola“ und ist einen Ausflug wert. Natürlich lassen sich hier so einige Kuriositäten finden, only in America:

Wir bummeln durch die hübschen Gassen und enden an einem Fischladen – mein Paradies. Später schmeiße ich den Grill an und mache das, was ich ganz gut kann. Es wird wirklich lecker und wenn man bedenkt, dass Grouper (Barsch), Snapper (Schnapper), Thunfisch und Garnelen aus ca. 200 Meter Luftlinie vom Meer auf unsere Teller kommen noch einmal mehr.

Neben viel Natur geht es auch ab und zu mal ins Bunte Treiben. So auch an diesem Samstagabend zu einer Überraschung für die Kids: eine kleine Dauerkirmes. Von der Spielhölle über das Karussell fahren und Pizza essen auf dem Tailgate (Heckklappe vom Truck) – was tut man nicht alles für glückliche Kinder 😉

Nun steht uns eine Wende bevor, denn Conny wird nach Hause fliegen um in erster Linie ihre Familie zu besuchen. Viel Zeit zum darauf einstellen bleibt uns nicht, denn es ist eine relativ spontane Idee. Während sie ihren Koffer packt, baue ich ein neues Lager auf und finde zum Glück – dank Alexander Marcus – ein schnelles und passendes Rezept zum Abendessen. Wer hier nochmal die genaue Anleitung braucht, kann es sich gern anschauen: der Hawaii Toast.

Am nächsten Morgen stehen wir dann auch schon am Flughafen und verabschieden Mama Conny. Tatsächlich ist es für Conny das erste Mal 8 Tage, ohne die Kinder unterwegs zu sein. Für mich allerdings andersherum auch: 8 Tage mit den Kindern ohne Conny… Ich werde mein Bestes geben und denke nicht mal an Netflix 😉

Wir machen uns also direkt auf zur Airforce Base und gehen dort ins Flugzeug / Weltraum Museum. Vieles steht im Zeichen der „Blue Angels“, einer Kunstflugstaffel der United States Navy. Wir schauen uns nicht nur die Jets an, sondern können teilweise in die Cockpits und viel ausprobieren. Show machen können die Amerikaner einfach gut und wir lassen und davon gern mitreißen. 

Das absolute Highlight – und da spreche ich garantiert für die Mailo und Juna mit – ist das Angelfieber. Es hat uns drei gepackt, als Juna mit einem einfachen Stock, Seil und Haken einen kleinen Barsch aus dem Wasser zieht. Wir erweitern unsere kleine Angelkiste um ein paar Haken und zwei richtige Ruten für die beiden. Und jetzt geht es los: mit 60 Würmern holen wir in den nächsten 3 Tagen locker 40 kleinere Barsche aus dem Wasser, und zwar im minutentakt. Zwei so stolze Kinder stehen da mit mir am Angelsteg und ja, der Papa ist auch stolz!

Nun verabschieden wir uns nach 2,5 Monaten von Florida – „See you later, Alligator“ und sagen nun: „hello Alabama“. Und bald auch wieder: hello Mama Conny – wir freuen uns darauf!